Geschichte der Herstellung

Herstellung von Glocken *

Glocken werden nun seit Jahrhunderten durch Gießen in eine Form hergestellt. Man unterscheidet dabei das Lehm-, Sand-, und Zementformverfahren. Das verwendete Gussmaterial wird Glockenspeise genannt und diese ist meist eine Zinnbronze aus 76 – 80 Prozent Kupfer und 20 – 24 Prozent Zinn. Es gibt aber auch Stahl- bzw. Eisenhartgussglocken, deren Klang aber nie das Niveau von Bronzeglocken erreicht.

Fast alle Gießereien verwenden noch heute das traditionelle Lehmformverfahren. Dieses Verfahren wurde im 12. Jahrhundert entwickelt. Sehr gut ist dieses Verfahren vom Dichter Friedrich Schiller in seinem bekannten Gedicht von der Glocke beschrieben.

Dieses Lehmverfahren umfasst folgende Schritte:

  • Konstruktion einer Schablone. Der Glockengießer zeichnet das Profil der Glocke – die Glockenrippe – auf ein Brett. Dadurch sind Ton und Klang der Glocke im Wesentlichen festgelegt. Dieser Entwurf wird von den Gießern streng geheim gehalten und oft nur in der Familie weitergegeben.
  • Die Kontur für die Innenseite der Glocke wird aus dem Holz geschnitten, damit entsteht die Schablone für die Innenseite der Glocke.
  • Aus Ziegeln und Lehm wird ein Glockenkern gemauert und darüber an einer Achse drehbar die Holzschablone für die Innenseite der Glocke angebracht. In mehreren Schritten wird der Kern mit immer feinerem, mit Zusätzen vermengtem Lehm bestrichen. Die Schablone wird um den Kern gedreht, überschüssiger Lehm dadurch abgezogen, und eine glatte Oberfläche entsteht. Die fertige Form für die Innenseite der Glocke wird von innen her aufgeheizt, bis sie trocken ist.
  • Nun wird die  sogenannte falsche Glocke ebenfalls aus Lehm geformt. Diese besitzt bereits die Form der zu gießenden Glocke. Dazu wird Schablone entlang der äußeren Konturlinie ausgeschnitten. Auf dem getrockneten Lehm der Innenform kommt zunächst ein Trennmittel (Talg, Fett, Graphit). Darüber kommt wieder in mehreren Schichten feiner Lehm, der wiederum mit der Schablone abgezogen und geglättet wird, bis er genau die Form der späteren Glocke hat. Nach dem Trocknen der falschen Glocke werden auf ihr alle Verzierungen und Schriften aus Wachs aufgebracht.
  • Über der falschen Glocke wird der äußere Teil der Form hergestellt, der Mantel. Die falsche Glocke mitsamt den angebrachten Wachszier wird wiederum mit einem Trennmittel eingestrichen. Darüber kommt zunächst feiner Lehm, dann immer gröbere und steifere Lehmschichten. Zusätzlich wird der Mantel durch Metallringe gehalten, die ihm größere Festigkeit verleihen. Auch der Mantel wird durch Erhitzung getrocknet.

Die Zusammensetzung des Lehms mit anderen Materialien ist ebenso streng geheim gehalten wie der Zuschnitt der Rippe.

  • Der Mantel wird von der falschen Glocke abgehoben.
  • Die falsche Glocke wird entfernt.
  • Der Kern und der Mantel werden nachgearbeitet, geglättet und Fehler entfernt.
  • Der Mantel wird auf den Kern gesetzt.
  • Die Glockenform kommt in eine Grube, die komplett mit Erde verfüllt und verdichtet wird.
  • Zuletzt wird die Krone mit dem Eingussloch und den Windpfeifen (für entweichende Gase beim Guss) eingesetzt.
  • Nun wird die flüssige Glockenspeise durch vorbreiteten Kanäle und das Gussloch in die Form geleitet, bis diese komplett gefüllt ist.
  • Nach einer Abkühlzeit von mehreren Tagen kann die Glocke aus der Form geholt werden; erst dann wird sichtbar, ob der Guss gelungen ist.
  • Mit dem Anschlagen der Glocke erfolgt die Prüfung, ob der Gießer den richtigen Ton getroffen hat.

Als Termin für den Guss wird traditionell der symbolträchtige Freitagnachmittag um 15:00 Uhr – die Sterbestunde Jesu Christi – gewählt. Nach dem Spruch „In Gottes Namen lasst’s rinnen, stoßt den Zapfen aus. Gott bewahr’ das Haus.“ erfolgt der Guss.

Glocken werden oft reich verziert; so zeigen Kirchenglocken Heiligenfiguren oder die Kreuzigungsgruppe, Bergbauglocken die Insignien Schlägel und Eisen. Sie werden auch oft zusätzlich mit Schrift datiert, mit dem Gießernamen oder dessen Logo versehen und erhalten mitunter noch einen Spruch.

Da das Handwerk der Glockengießer sehr viel Erfahrung benötigt, haben die meisten  Glockengießereien eine sehr lange Tradition.

* Unter Nutzung von wikipedia