Die Glocken der Jakobikirche

Die Jakobikirche wurde 1890 bis 1892 erbaut. Die romanische Vorgängerkirche war baufällig und nach einiger Diskussion in den 80er Jahren des 19.Jh. über zu treffende Maßnahmen wurde deren Abriss und ein Neubau beschlossen.

Verschiedene Ausschnitte aus dem Freiberger Anzeiger und Tageblatt schildern ausführlich die Grundsteinlegung der neuen Jakobikirche 1890, das Richtfest des Turmes 1891 und schließlich die Einweihungsfeier der neuen Kirche im Jahre 1892. Inventar der alten Kirche wurde in die neue Kirche an der Dresdener Straße mit übernommen. Was mit den Glocken der alten Kirche geschah, ist nicht bekannt.

Im Jahr 1892 erhält die Jakobikirche drei neue Bronzeglocken, gegossen in der Dresdner Rot- und Glockengießerei von Clemens Albert Bierling. Er führte die Gießerei seit 1882 mit seinem Bruder Bruno (bis 1910). Glockengießer war zu dieser Zeit in der Firma Hermann Große.

Die Glockenweihe fand am 27. Januar 1892 statt. Vom feinen Kulturgeschmack jener Zeit zeugt auch das musikalische Programm der Nachfeier der Jakobiglockenweihe: Außer Schillers Lied von der Glocke mit Musik von K. Stör wurde u.a. die As-Dur Polonaise von Chopin auf einem Bechstein-Flügel dargeboten. Diese Nachfeier muss großen Anklang gefunden haben, finden sich doch viele positive Kritiken hierüber in den alten Unterlagen.

Die große Glocke: 45 Zentner, Inschrift: Ehre sei Gott in der Höhe!

Die mittlere Glocke: 23 Zentner, Inschrift: Friede auf Erden!

Die kleine Glocke: Gewicht 650 kg, Durchmesser 1060 mm, Ton ges‘ +- 0, Inschrift: Den Menschen ein Wohlgefallen!

Während der beiden Weltkriege wurden im Zuge der Metallknappheit auch Kirchenglocken beschlagnahmt. So erhält die Jakobigemeinde 1917 die Aufforderung, die beiden kleineren Glocken abzugeben. Es finden sich Einsprüche der Gemeinde von 1918 gegen diesen Erlass, die offenbar Erfolg zeigen: Die Jakobi-Kirche darf ihre drei Glocken behalten.

Weniger Glück hat die Kirche leider im Jahre 1940. In einer Liste an den Herrn Landesdenkmalpfleger müssen die Glocken der Jakobi- Kirche angegeben werden mit dem Hinweis, dass bisher keine Glocken der Jakobi-Gemeinde abgegeben worden seien. Einige Zeit später folgt eine Anordnung zur Glockenabnahme wegen Beschlagnahmung der Bronzeglocken. Hier wird die Abnahme der großen und der mittleren Glocke gefordert. Dass dies auch wirklich geschah, belegt eine Bescheinigung über deren Abnahme vom 13. Januar 1942. Darin wird erwähnt, dass die Glocken aus technischen Gründen für die Abnahme zerschlagen wurden und keine Schallplattenaufnahmen vom Klang der Glocken vorher angefertigt worden seien. Ein vertraulicher Runderlass vom 11. Dezember 1941 an die Kirchenvorstände schreibt vor, dass Glockenabnahmefeiern zu unterlassen seien! Die Gemeinde darf somit nur die kleine Glocke behalten.

Am 24. Oktober 1952 wird ein Liefervertrag mit der Gießerei Schilling in Apolda geschlossen zur Lieferung von zwei Glocken:

  • Die große Glocke: Gewicht 2040 kg, Durchmesser 1650 mm, Ton es‘ -1,
  • Die mittlere Glocke: Gewicht 754 kg, Durchmesser 1220, Ton a‘ -1.

Es ist interessant zu lesen, dass die Glocken per Gewicht bezahlt wurden, genau 2 DRM/kg. Die Weihe der neuen Glocken findet am 6. April 1955 statt. Diese Glocken befinden sich auch heute noch auf dem Turm der Jakobikirche und haben im nunmehr vergangenen Jahr ihren 50. Geburtstag gehabt. Wir wünschen ihnen auch weiterhin alles Gute und dass sie noch lange zur Ehre Gottes ihr Geläute erklingen lassen!

* Auszug aus einem Text von 2005, den Bernd Bitnar geschrieben hat

Die Reihenfolge bei der Nummerierung der Glocken der Kirche ist lt. „ Glocken in Sachsen“, Dr. Rainer Thümmel folgende:

  • Glocke 1, große Glocke (vom Gewicht) mit einem Gewicht von 2040 kg, Ton es‘ -1;
  • Glocke 2, kleine Glocke mit einem Gewicht von 650 kg, Ton ges‘ +-0;
  • Glocke 3, mittlere Glocke mit einem Gewicht von 753 kg, Ton a‘ -1.

Dazu gibt der Autor folgenden Hinweis:

Die Reihenfolge der Glocken in einem Geläut wird durch die Nominale (Schlagtöne) der Einzelglocken in aufsteigender Tonhöhe festgelegt. Insbesondere bei Mischgeläuten von Glocken aus Bronze und Eisenhartguss kommt es vor, dass sich die Reihenfolge wie bei St. Jacobi ergibt, da Eisenhartgussglocken bei gleicher Tonhöhe schwerer sind als Bronzeglocken bzw. auch schwerer sein können als im Ton tiefere Bronzeglocken.“