Glocken der Kapelle Zug

„Am 8. August 1909 weihte die Gemeinde ein Bronzegeläut aus drei Glocken es-Dur, etwa 42 Zentner schwer, von der Glockengießer Fa. Bierling in Dresden gegossen, auf einem dazu erbauten Glockengerüst auf dem Friedhof ein. Sie wurden als König Albert Gedächtnisglocken geweiht.“[i] Auf einer Postkarte „Gruss aus Zug b. Freiberg i. Sa.“ sind drei Ansichten von Zug dargestellt, wobei das rechte, untere Bild den Glockenturm im Zuger Birkenhain zeigt. Die drei Bronzeglocken hängen in einem in drei Teilen geteilten stählernen Glockenstuhl. Der Stuhl steht mit der Läuteeinrichtung auf einem eingeschossigen Ziegelbau.[ii] Die Glocken wurden aus unterschiedlichen Quelle finanziert, so kann am 1. Januar 1909 ein Betrag von 59,30 Mark für den Glockenfonds bereitgestellt werden wie der Freiberger Anzeiger vermeldet . Über den Spender wird keine Auskunft gegeben. Auch der Stadtrat von Freiberg unterstützt den Ankauf der Glocken mir einem Finanzbeitrag im Mai 1909. Doch diese Mittel haben noch nicht ausgereicht und so wird am 14. November des gleichen Jahres zum Gemeindeabend im Stollnhaus zur weiteren Spende für die Glocken aufgerufen.[iii]

Im Jahr 1917 müssen die zwei großen Bronzeglocken des Geläutes als Kriegsunterstützung bei der Maßnahme „Metallspende des deutschen Volkes“ auf der Grundlage einer Verordnung[iv] abgeliefert werden. Die Entschädigungssumme von 3.956 RM wird in der Inflationszeit nach dem Krieg wertlos und die Glocken, die zum Einziehungszeitpunkt keinen „geschichtlichen Wert“ hatten, wurden eingeschmolzen und gingen verloren.

Um 1924 wurde der Wirtschaftsbesitzer Ernst Drechsel Glöcker der nun einzigen, kleinsten Glocke des ehemaligen Dreiergeläuts des Friedhofs. Zur gleichen Zeit gab der Gottesackervorstandsvorsitzende Göbel eine Begräbnis-, Läute- und Gebührenordnung für den Friedhof Zug bekannt. [v]

„Am 8. August 1937 erfolgt die Einweihungsfeier der Kapelle Zug mit Superintendent von Kirchbach (100 Personen)“[vi] „Die Inhaber der Firma Stecher haben für den Turm 2000 RM gestiftet, so dass der Kirchencharakter des Baus nunmehr viel stärker heraustritt.“[vii] Schon „im Februar 1937 ist die neue 2. Glocke von der Firma Schilling, Glockengießerei Apolda fertiggestellt.“[viii] Diese ergänzt nun die bisher im Glockenstuhl des Birkenhains schlagende kleine Glocke im Glockenturm der neuen Kapelle Zug. Bei Glockengeläut vom Turm der neuen Kapelle erfolgt die Schlüsselübergabe für diese.

Lange kann dieses Glockenpaar nicht zusammen schlagen. Nach 5 Jahren muss wieder eine Metallspende, diesmal für die Unterstützung des II. Weltkrieges, geleistet werden. Natürlich wird die große, jüngere Glocke eingezogen. Bis zum Jahr 1978 versieht die kleine Glocke allein ihren Dienst bei Gottesdiensten, Konfirmationen, Taufen und anderen kirchlichen Festen. Dann ist es Otto Junghans, Kohlenhändler in Zug, der 4940 Mark, für den Ersatz der im II. Weltkrieg verlustig gegangenn größeren Glocke spendet. Diese Glocke ist aus Bronze und sie trägt die Aufschrift: „Zu Ehre Gottes“.[ix]

 

Aktuell (2015) hängen die kleinste Glocke der ehemaligen Dreiergruppe von 1909 und die Glocke von 1978 im Turm der Kapelle.[x]

 

* Dank an Jürgen Bellmann (Vorsitzender des Freiberger Altertumsvereins), der einen großen Teil der Informationen lieferte.

[i] Bellmann, Jürgen: Zug-Langenrinne…1839 bis 2014, Stadt Freiberg, 2014, S. 32

[ii] Bellmann, Jürgen: Zug-Langenrinne…1839 bis 2014, Stadt Freiberg, 2014, Bild auf der Titelseite
[iii] Freiberger Anzeiger
[iv] VO-Bl. 1917, S. 36 – 38: Verordnung kirchlicher Bestandsaufnahme der Glocken betreffend; vom 9. März 1917. Alle evangelisch-Lutherischen Pfarrämter des Landes werden hierdurch veranlaßt, der zuständigen Superintendentur bez. Der Kreishauptmannschaft Bautzen als
[v] Bellmann, Jürgen: Zug-Langenrinne…1839 bis 2014, Stadt Freiberg, 2014, S. 39
[vi] Bellmann, Jürgen: Zug-Langenrinne…1839 bis 2014, Stadt Freiberg, 2014, S. 36
[vii] Bellmann, Jürgen: Zug-Langenrinne…1839 bis 2014, Stadt Freiberg, 2014, S. 36
[viii] Bellmann, Jürgen: Zug-Langenrinne…1839 bis 2014, Stadt Freiberg, 2014, S. 36
[ix]  (Vortrag anlässlich 50 Jahre Kapelle in Zug)
[x] Hinweis von Jürgen Bellmann, Vorsitzender des Freiberger Altertumsvereins und Chronist des heutigen Stadtteils Zug. „Hier nun mein Kenntnisstand zu den Glocken in der Zuger Kapelle. Die Quellen sind vor allem aus dem Freiberger Anzeiger. Leider hat mein Vater bei den Recherchen immer nur den Jahrgang des FA angegeben. Die Meldungen werden jedoch zeitnah zu den Ereignissen erschienen sein.“