Mettenschichtglocke
Seit 1997 feiert die Historische Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft ihre Mettenschicht mit dem Marsch durch Freiberg, der Aufwartung an nun drei unterschiedlichen Standorten (ab 1997 Obermarkt, ab 2002 Treppe im Albertpark, ab 2014 Schloßplatz), der Bergpredigt in der Petrikirche und der eigentlichen Mettenschicht in der Konzert- und Tagungshalle St. Nikolai. Im Jahr 2003 kam eine Neuerung hinzu, das Einläuten der Mettenschicht auf dem Hof der SAXONIA-FREIBERG-STIFTUNG.
Dazu errichteten Mitglieder des Vereins, allen voran Dieter Pflüger und Rolf Börner, einen Glockenturm in Form eines Förderturms aus der letzten Zeit des Erzbergbaus. Der mit Eichenholzschindeln gedeckte Glockenturm hat eine Grundfläche von 2,50 x 2,50 m und ist etwa 5,00 m hoch. Das Holz für die Turmkonstruktion wurde im Winter 2000 im Freiberger Stadtwald eingeschlagen und von der Stadt zur Verfügung gestellt. Mit dem zimmermannsmäßigen Abbund konnte im Mai 2003 in der ehemaligen Tischlerei des Deutschen Brennstoffinstituts (DBI) begonnen werden. Im September des gleichen Jahres wurde der Glockenturm aufgestellt und vom Bauamt der Stadtverwaltung abgenommen. An einer nicht sichtbaren Stelle des Glockenturms, wurde ein Schild mit folgender Anschrift angebracht: „Gebaut im Jahr 2003 durch Mitglieder der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft e.V“.[i]
Vom September 2003 bis zum August 2005 hing im Glockenstuhl die heutige Glocke der Knappenstube (siehe unten). Da die Glocke einen Riss und damit keinen klaren Klang hatte, wurde sie nach nur zweimaliger Nutzung durch die heutige Mettenschichtglocke ausgetauscht.
Diese Glocke, die seit 2005 den Namen Mettenschichtglocke trägt, hat über viele Jahre ihren Dienst als Mittagsglocke im Bauerngut der Familie Peschel getan. Mit der Aufgabe des Gebäudes hat der Sohn des Bauern, der Vereinsmitglied in der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft war, Bergkamerad Rolf Peschel die Glocke gesichert und 2004 „seiner“ Knappschaft übergeben. Dazu wurde in der Vereinszeitschrift folgender Text veröffentlicht: „Die Mettenschicht im Vorjahr begann wie die Jahre zuvor mit dem Klang der Häuerglocke, die im Glockenturm auf dem Gelände der Stiftung hängt. Doch es ist eine neue Glocke, die uns unser Bergkamerad Rolf Peschel 2005 gestiftet hat.“[ii]
Häuerglocke
Diese kleine, heute transportable Glocke hat viele Jahre ihren Dienst auf dem 8. Lichtloch des Rotschönberger Stolln getan (nach Aussage von Arno Rössel, Halsbrücke, der die Glocke sichergestellt hatte und dem Verein schenkte. Dies geschah um 1995). Mit der Aufgabe des Kunstgezeugs „schlug“ auch die Stunde der Glocke – sie wurde nicht mehr benötigt und hing ohne Nutzung im Glockenturm.
Heute wird diese transportable Glocke genutzt um Veranstaltungen einen würdigen Rahmen zu geben. So erklingt sie zur Mettenschicht und zum Berghauptquartal der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft. Sie läutete aber auch zum Berggottesdienst auf Beschert Glück in Zug und in Altenberg zum Hauptquartal. Von 2013 bis 2015 war sie auch zu hören, wenn Daniel der Knappe die Freiberger in ihre Weihnachtsruhe auf dem Christmarkt schickt.
Heutige Knappenstubenglocke
Trotz intensiver Bemühungen unseres Vereinsmitglieder Rolf Börner, der Verbindung zur Landeskirche in Dresden und in die Glockengießerstadt Apolda aufgenommen hat, kann zur Glocke nicht viel gesagt werden. Auch die Nachfahrin der Glockengießer Schilling aus Apolda, Frau Margarete Schilling, konnte leider nicht weiterhelfen[iii]. Bei einem Besuch in Apolda anfangs der 90ziger Jahre des vorigen Jahrhunderts sah der damalige Vorsitzende der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft, Dr. Rainer Dietze, die Glocke und erwarb diese für den Verein. Eine Nutzung war zu dieser Zeit nicht geplant.
Folgendes fand der Bergkamerad Börner zur Glocke heraus: „Die Glocke ist von Sigismund Schröttel, Inspektor der Königlich Sächsischen Stückgießerei, gegossen 1838 in Dresden. Der Kurfürst August von Sachsen (*11.07.1526/x31.01.1586) ließ die Stück- und Glockengießerei 1567 vom Freiberger Wolf Hilliger (1511/1576) in Dresden neben dem Zeughaus am Ende der Brühlschen Terrasse errichten. Hier sollten vor allem Geschütze gegossen werden.“
Sigismund Schröttel war der letzte Inhaber dieser Gießerei, er starb 1852. Danach verfiel die Gießerei.
Der in die Knappenstubenglocke zur Verzierung eingegossene Weinlaubkranz lässt eine Kirchenglocke vermuten.[iv] Die Glocke wird in einer Krone durch vier verschieden gestaltete Köpfe verziert, diese könnten kirchliche Würdenträger oder Apostel darstellen. Wegen eines starken Klangfehlers wurde die Glocke vermutlich von ihrem Originalstandort entfernt und zum Einschmelzen abgegeben. Der gleiche Grund führte auch dazu, dass sie später durch eine andere Glocke im Glockenturm der Knappschaft ersetzt wurde.[v]
[i] Nach Angaben vom Vereinsmitglied Rolf Börner
[ii] Anschnitt des 1. Vorsitzenden der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft, März 2006
[iii] Brief der Frau Margarete Schilling an Rolf Börner ohne Datum (im Jahr 2003)
Sehr geehrter Herr Börner,
trotz tagelangen Suchens konnte ich nichts über die Schröttel-Glocke finden. Unsere Firma ist 1972 enteignet worden und die Nachfolger verbrannten das gesamte Archiv. Es existieren nur noch unsere eigenen Gießbücher, da diese sich im Privathaus befanden. Von unserem Großvater und Vater wurden viele Glocken vor dem Einschmelzen gerettet, man goss der Gemeinde eine neu Glocke und behielt jene Glocke, die von einem interessanten Gießer hergestellt wurde und besonders viel Dekor aufwiesen. Meist waren sie gerissen und konnten nicht mehr geläutet werden. Auf diese Weise entstand allmählich das Glockenmuseum Apolda. Mein Mann und ich arbeiteten nach der Enteignung bis zu seinem Tode als freiberufliche Künstler. Vielleicht hat er die Glocke irgendwann mal privat angekauft oder sie stammt noch von den nicht eingeschmolzenen Glocken und er hat sie dann irgendwann nach Sachsen gegeben, sicher mit Freude, da der Gießername Sigismund Schröttel, Inspektor der Königliche Sächsischen Stückgießerei in Dresden, ihm auf jeden Fall bekannt war. So weit ich erkennen kann, da sie offenbar korrodiert ist, trägt die Glocke einen Weinlaubfries aus Modeln, über der Inschrift einen Eichenlaubfries ebenfalls mit Modeln hergestellt. Die Glockenkrone wurde mit Masken verziert. Das war zu jener Zeit durchaus üblich (nach 1800), auch in anderen Gießereien. Diese Glocke ist ein seltenes Stück sächsischer Gießkunst und wird sicher in dem vorgesehenen Turm einen guten Platz finden. Sollte ich doch zufällig auf Neues stoßen, dann melde ich mich bei Ihnen.
Mit freundlichen Grüßen
Unterschrift
[iv] Ob diese Vermutung stimmt, muss noch erörtert werden, denn die Glocke vom Davidschacht zeigt ebenfalls an dieser Stelle das Weinlaub.
[v] Archiv der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft: Private Aufzeichnung von Rolf Börner