In früheren Jahren war der Petriturm der höchste Turm im mitteldeutschen Raum, und auch jetzt ist er mit einer Höhe von 72 Metern das höchste innerstädtische Gebäude.
Der steinerne Teil misst 44–45 Meter, die Kuppel 12–13 Meter, die Laterne 3,60 Meter und die Spitze 8,40 Meter.
Die Stundenglocke
Im Jahre 1540 erhielt der Petriturm eine in der Werkstatt des Freiberger Meisters Hilliger des Älteren gegossene „Seygerschelle“ (Stunden- oder Sturmglocke). Sie zerschmolz in der Gluthitze der Brandkatastrophe vom 1. Mai 1728.
Die Seygerschelle wurde beim anschließenden Wiederaufbau durch eine neue Glocke von Michael Weinhold unter Verwendung des alten Materials ersetzt.
Diese trägt nun die Aufschrift:
ANNO 1730 GOSS MICH MICHAEL WEINHOLD IN DRESDEN
QVAE TOTIES HORAS TOTIES INCENDIA DIXI, IGNIBVS ATRAE HORAE TOTA PERESA CADO ALTERA CVM CELEBRAT FESTO CONFESSIO LAETO IVBILA NOLA IACENS SVRGERE IVSSA LOQVOR
Sinngemäß:
„ICH HABE OFT STUNDEN ANGESAGT; ABER AUCH BRÄNDE; BRECHEN FEUERSBRÜNSTE AUS, FALLE ICH IN SCHRECKLICHEN STUNDEN GANZ ZERSTÖRT HERAB. ANDERS. WENN DER GLAUBE EIN FRÖHLICHES FEST FEIERT, VERKÜNDE ICH ALS JUBELNDE GLOCKE, DASS DAS DARNIEDERLIEGENDE SICH FREUDIG ERHEBT.“
Die Stundenglocke ist in der Laterne des Petriturmes fest installiert und wird von einem Hammer angeschlagen, der von einem Uhrwerk gesteuert wurde, welches eine Etage tiefer steht.
Die Stundenglocke wurde auch im 20. Jahrhundert noch als Sturmglocke benutzt. Dafür war auch das zusätzliche Anschlagwerk auf dem Turm ausgelegt.
Die Häuerglocke
Sie befindet sich in der Laterne des Petriturmes direkt über der Stundenglocke.
Am 23. Dezember 1874 kam die neue Glocke an. Am nächsten Morgen wurde sie auf einen Schlitten, von einem Steiger und 12 Bergleuten in Paradeuniform begleitet, feierlich eingeholt.
Die Herren des Revierausschusses hatten sich an der Petrikirche eingefunden, Bergrat von Cotta richtete eine kurze Ansprache an die Versammelten und nach dreimaligem Hammerschlag und einem „Glück Auf“ wurde die Häuerglocke gegen 11 Uhr aufgezogen.
Die neue Glocke wiegt bei 65 cm Höhe und 80 cm Durchmesser 344 Pfund. Auch sie trägt wieder einen alten Spruch, die Bergmannszeichen im Wappenschilde und darunter „gegossen im Jahre 1874“.
Oben und unten verzieren Bänder und Friese die Glocke. Sie trägt noch den Vermerk: „J. G. Große, Glockengießer in Dresden“, die Nummer „1779“ und den Buchstaben „D“ (Ton).
Bemerkenswert dürfte noch die Tatsache sein, dass zum Guss Metall von eroberten französischen Kanonen verwendet worden ist. Die Kosten der Glocke einschließlich aller Nebenausgaben beliefen sich auf 235 Taler, welche die Revierverwaltungskasse trug.
Und in die Glocken des Christabends 1874 mischt sich um 7 Uhr zum ersten Mal der Ton der neuen Glocke. Doch nicht allen bringt der Ton in den späteren Tagen Freude.
So finden wir 1899 eine Beschwerde eines Freibergers Einwohners, der eine starke Beschränkung des Läutens um 8 und 4 Uhr fordert oder Maßnahmen verlangt, dass wenigstens bei Nacht das Läuten nicht hörbar werde! 1908 wird ein elektrisches Läutewerk beschafft.
Bei dieser Gelegenheit schlägt der Stadtrat eine Beschränkung des Läutens vor, dass darüber schon oft Klage geführt worden sei. Damit ist der Revierausschuss einverstanden.
Er bewilligt auch die 74 Mark, die jährlich für das Läuten gezahlt worden sind, auf 10 Jahre dafür, dass an der Glocke ein besonderes Anschlagewerk angebracht werden musste. Vermutlich seit 1962 wird sie elektrisch geläutet.
Die Vorgängerin der jetzigen Häuerglocke ist im Stadt- und Bergbaumuseum ausgestellt.
Früher schlug die Häuerglocke um 3 Uhr (15 Minuten) und um 4 Uhr (7–8 Minuten) in der Frühe, außerdem mittags um 12 Uhr (15 Minuten) und um 1 Uhr (7–8 Minuten) und abends um 7 Uhr (15 Minuten) und um 8 Uhr (7–8 Minuten). Aus Rücksicht auf die heute üblichen Ruhezeiten wurde dies geändert, nun läutet sie nur noch um 12 Uhr und um 17 Uhr.
Der Faule Turm und seine Glocken
Der Glockenturm („Fauler Turm“) blieb unausgebaut und steht südlich vom Petriturm. Er trägt die beiden großen Glocken. Der Glockenstuhl befindet sich ebenfalls im Glockenturm und ist für Besucher nicht zugänglich. Auf Grund des hohen Gewichts der Glocken befindet sich eine Holzkonstruktion im Inneren des Turms. Diese trägt das Gewicht der Glocken und dient zum Aufnehmen der Schwingungen beim Läuten, um Schäden an der Bausubstanz zu vermeiden.
Die große Glocke
Gewicht: 3850 kg
Unteren Durchmesser 1,78 cm
Im Jahre 1487 vom Freiberger Glockengießer Oswald Hilliger gegossen.
Die Glocke trägt folgende klar geformte, 11 cm hohe Umschrift:
„o rex glorie veni cum pace sancte petre janitor coeli ora pro no + anno m ccc LXXXVII.“
Übersetzt in heutigem Deutsch:
„O herrlicher König komme in Frieden heiliger Petrus himmlischer Pförtner bitte für uns“
Die kleine Glocke
Gewicht: 1940 kg schwer,
Höhe: 1,40 m
Diese Glocke ist ein Werk des berühmten Freiberger Glockengießers Wolf Hilger (Hilliger), dem Enkel von Oswald Hilliger.
Auf der einen Seite der 1570 gegossenen Glocke befindet sich das Hilgersche Wappen mit der Angabe:
„Anno Domini M D LXX, Wolff Hilger zv Freibergk gos mich“
Auf der anderen Seite befindet sich die Relieffigur des Petrus mit darüberstehendem Spruch:
„Mein Glang dich ruft zum Kirchen Gang merks Wort,got dank sing Lobgesang“
Beide Glocken wurden 2004 repariert.