Sie befinden sich nun in der Petersstraße und laufen bis zum Haus mit der Nummer 40. Das Anfang des 16. Jahrhunderts erbaute Bürgerhaus gilt als Stammhaus der Hilligers. Zacharias Hilliger errichtete hier 1636 die 4. Gießhütte der Familie. Sehr schön kann man nun aus der Nähe das Familienwappen der Hilligers über dem Sitznischenportal sehen
Hilligers Familienwappen in einer Form von 1745, G H sind die Anfangsbuchstaben von Gabriel III. Hilliger, Foto: Knut Neumann, 2019
Das Bürgerhaus wurde um 1528 errichtet. Wer Bauherr war, ist nicht überliefert. 1603 erbte Wolfgang Hilliger, ein Sohn Wolfs, dieses Grundstück, sowie die Gießerei vor dem Peterstor und betrieb das Letztere weiter. Er war ein frommer Mann, der die Bibel mehr als 100 Mal von vorn bis hinten gelesen hatte und 14-facher Vater. „Die Abwesenheit anderer Taten ist deshalb nicht zu verwundern“ – so ein Chronist schelmisch meint und der damit die Tatsache entschuldigt, dass Wolfgang, anders als viele seiner Verwandten kein gesellschaftliches Amt innehatte. Ab 1609 wohnte Gabriel I. Hilliger, ein Sohn dieses Wolfgang im Stammhaus und betrieb die Gießerei vor dem Peterstor gemeinsam mit seinem Bruder Zacharias. Da diese 1634 durch eine Stadtbelagerung zerstört wurde, errichtete Zacharias 1636 in der Nähe des Wohnhauses – vermutlich im Hinterhof – eine neue Gießhütte, die vierte heute bekannte Werkstatt. Sein Mitstreiter Gabriel I. Hilliger war drei Jahre zuvor verstorben. Das hilligersche Familienwappen im Scheitel des Rundbogenportals wurde erst im Jahr 1745 durch den letzten Glockengießer der Familie, Gabriel III. Hilliger (Buchstaben GH und 1745 im Wappen), eingesetzt. Dieses Wappen mit dem stehenden goldenen Bär und dem goldenen Tastzirkel wurde 1521 durch Kaiser Karl V. an Martin Hilliger den Älteren (Vater von Wolf und Großvater von Gabriel und Zacharias) verliehen. Anlass waren besonders gelungene Glockengüsse, die er im Auftrag von Kardinal Albrecht von Brandenburg gefertigt hatte. Das Gebäude Petersstraße 40 nutzen alle folgenden Hilligers zum Bronzeguss, bis zum Jahr 1756.
Doch auch das Nachbarflurstück gehörte einst der Familie Hilliger. Es war Gabriel III. Hilliger, der erst 1698/99 hier ein Gebäude errichtete. Der Glockenguss war zu dieser Zeit schon kein Thema mehr in der Familie Hilliger. Es könnte sein, dass bis dahin die Abfahrt der Gießerzeugnisse über diese Lücke geschah. Das heutige Haus Petersstraße 42 mit der Sonnenuhr und dem Hinweis auf den Metallurgen Adolf Netto (in diesem Haus am 21. August 1847 geboren) an der mächtigen Fassade geht auf einen Bau zurück, der nach 1789 erfolgt sein muss.
Und weiter auf den Spurend er Hilligers: Sie folgen nun der Petersstraße stadtauswärts, laufen vorbei am Schwedendenkmal und stehen im Albertpark, vor dem Spielplatz, direkt an der B173, unserem nächsten Ziel.
Doch zuvor können Sie die Glocken der Kirche Bieberstein, einzeln angeschlagen, hören.
Dieses Geläut ist eine Kombination aus Historik und Moderne. Das Dreiergeläut besteht aus einer Glocke von Nikol Hilliger (Glocke 2) und zwei Glocken, die unter Mitwirkung des Hilliger e.V. (Glockenrippen = Dr. Joachim Haupt, Glockenzier = Sebastian Haupt, Glockenform = DirektForm Freiberg GmbH, Glockenguss = Sächsisches Metallwerk Freiberg GmbH) im Jahr 2017 gegossen wurden.